Die Route

Knapp sechs Wochen haben wir uns für die erste große Chinareise nach fast 20 Jahren Zeit genommen. Die Route führt uns an bekannte Orte und zu alten Freunden und zu unentdeckten neuen Orten. Hier ein Überblick der Stationen:

1. Station: Tianjin 天津

Los ging es am 27.03.2016 in Frankfurt und am 28.03.2016 landeten wir morgens 6:15h in Beijing, wo uns unsere Tianjiner Freunde schon erwarteten. Erste Station war dann Tianjin 天津,  wo ich vier Jahre an der Fremdsprachenhochschule 天津外国语大学 unterrichtet habe. Im Vordergrund stand das Wiedersehen mit Freunden und KollegInnen und die Wiederentdeckung der Stadt.

2. Station: Beijing: 北京

In Beijing stieß Annette zu uns, um die nächsten drei Wochen mit uns durchs Land zu touren. Für sie war es die erste Begegnung mit China. Für uns die Gelegenheit den einen oder anderen „Touripunkt abzuarbeiten“, den man als Resident meist hintanstellt oder auch gerne wieder sieht. So standen u.a. Houhai See, Konfuziustempel, Lamatempel, verbotene Stadt, Himmelstempel, große Mauer und ordentlich Fußmärsche durch die verbliebenen Hutongs (Gassen) auf dem Programm.

3. Station: Sichuan 四川

Sichuan ist auch für Joachim und mich völliges Neuland. Warum auch immer, wir haben es in etlichen Jahren China nie dorthin geschafft, obwohl es eine der interessantesten und vielfältigsten Provinzen ist, kulturell, landschaftlich und kulinarisch. Wir starten in Chengdu und begebenen uns dann verstärkt durch Elke, eine weitere Freundin auf Chinareise auf eine 10tägige Rundreise durch Westsichuan. Hier leben verschiedene Minderheiten wie die Qiang, Tibeter und zahlreiche Muslims in autonom regierten Bezirken. Die Reise führt durch das Erdbebengebiet von 2008 nach Wenchuan 汶川,in das Qiangdorf Taoping 桃坪, nach Maoxian 茂县. Von dort geht es in die Höhe nach Songpan 松潘. Es folgen drei sehenswerte Nationalparks mit Höhen bis zu 3.500 Meter: Munigou ein Tagesausflug vom Songpan aus ist der kleinste, Huanglong, ein Tagesausflug auf dem Weg nach Jiuzhaigou, ist der höchst gelegene und Jiuzhaigou, wo wir zwei volle Tage verbringen, der größte und vielleicht spektakulärste, zumindest der beliebteste und auf der Liste des innerchinesischen Tourismus ganz oben. Für die Reise habe ich Auto mit Fahrer organisiert und das war gut so, denn so konnten wir ganz in unserem Rhythmus reisen.

4. Station Yunnan 云南

Für die letzte Etappe sind wir wieder zu zweit und werden unseren Silberhochzeitstag in Jianshui feiern. Für Joachim ist Yunnan Neuland für mich im wahrsten Sinne alt-bekannt. 1986 gab es von der Fudan University für die  ausländischen StudentInnen einen Ausflug über chinesisch Neujahr nach Kunming und Xishuangbanna. Ich schätze mal, es hat sich seitdem doch einiges verändert. Zunächst geht es mit dem Zug nach Kunming. Von dort nach Jianshui und Umgebung. Den ersten Mai verbringen wir dann in den Reisterrassen von Yuanyang. Dann noch ein paar Tage Kunming, bevor es am 5. Mai zurück nach Deutschland geht.

Gelber Drache ganz in Weiß

Am Mittwoch, den 13. April sind wir von Songpan in Richtung Jiuzhaigou 九寨沟 aufgebrochen. Tagsüber stand noch eine Wanderung in Huanglong 黄龙 auf dem Programm. Dazu ging es erstmal kräftig bergauf auf über 4000 Meter. Auf der Passhöhe war dann Fototermin und wir posierten vor Schneemännern, ohne zu ahnen, dass wir ein paar Stunden später selbst zu Schneemännern würden.

Der 1992 von der UNESCO zum „Erbe der Menschheit“ ernannte Huanglong Nationalpark ist in einem 3,5 km langen Gebirgstal auf etwa 3100 bis 3500 Metern gelegen und besteht aus zahlreichen Kalksinterterrassen. Das Wasser, das sich zielstrebig seinen Weg ins Tal bahnt, hat im Laufe der Zeit eine Landschaft mit zahlreichen Sinterbecken geschaffen, in den das Wasser weiß, blau oder türkisgrün schillert – oder besser schillern soll. Denn wir fanden statt fröhlich fließender, blau schillernder Wasser eine winterliche Landschaft vor, in der das weiß dominierte. Doch auch das war sehr reizvoll.

Beim Abstieg gab es dann noch ordentlich Schnee von oben und es wurde ein bisschen ungemütlich. Nach rund fünf Stunden waren wir dann wieder am Auto. Um nach Jiuzhaigou zu kommen, mussten wir noch einmal über den 4000m Pass, jetzt bei Schneetreiben. Aber unser Fahrer hat auch das gemeistert.

Danach ging es dann bergab und aus dem Schnee wurde Regen und dann hörte auch der auf. Auf dem Weg passierten wir noch einen Lamatempel und die Quelle des Minjiang Flusses, der uns die ganze Zeit begleitet hat. Gegen 20.00h in Jiuzhaigou gelang es uns dann noch mit Hilfe unseres Fahrers die ursprünglich gebuchte Unterkunft gegen eine mit Heizung und ordentlichem Bad einzutauschen. Dann Abendessen und ins Bett fallen….

Die Anfahrt über den Pass

Huanglong – die Terrassenwelt

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Und der Abstieg bei Schneetreiben

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Munigou – unsere erste Höhenwanderung

Am Dienstag geht es von Songpan aus zu unserer ersten Höhenwanderung in das Muni  Tal, etwa 20km von Songpan entfernt und über 3000m hoch gelegen. Eine schöne Wanderung mit Wasserfällen und Sinterterassen, allerdings im April teils noch ohne Wasser. Leider ist ein Teil des Parks mit den bunten Seen bei unserem Besuch nicht zugänglich. Man wandert auf Holzwegen/-Stegen und Treppen auf und ab – Training für Knie und Waden und der erste Höhentest. Laufen und Gleichzeitig reden wird ab 3000m schwierig… (Man kann ja auch mal den Mund halten) und das Gehtempo reduziert sich von ganz alleine.

Am Fuße des Parks besuchen wir dann noch ein tibetisches Kloster – Tara Monastery – über das sich leider keine Informationen finden lassen. Wir konnten auch durch die Haupthalle einen Rundgang machen während die Mönche beteten.  (Davon gibt’s natürlich keine Fotos). Für ein weiterhin gutes Gelingen der Reise haben wir dann fleißig die vielen Gebetsmühlen gedreht.

Die Wanderung in Munigou

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Das Tara Kloster

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Songpan – klare Bergluft Pustekuchen

Montag Nachmittag erreichen wir dann Songpan, wo wir uns bei Emma, einer klassischen Backpacker Unterkunft einquartieren. Unterkunft und  ein dazgehöriges Café werden von einer überaus umtriebigen und geschäftstüchtigen Einheimischen und ihren zahlreichen Verwandten geführt und Emma gibt den Ton an. Da Sie Englisch sprechen ein Magnet für ausländische Touristen und eine Goldgrube für Emma und ihren Clan.

Songpan ist ein Kreis und eine Kreisstadt zugleich. Auf 2700m Höhe hatten wir uns in dem kleinen Städtchen klare Bergluft erwartet. Doch damit war nix. Die einzige Verbindungsstraße nach Norden führt durch die Stadt und es wälzt sich ein Strom von Lastwagen, Autos und sonstigen Gefährten durch die Stadt. Dazu kommt Baustaub aus reger Bauaktivität und Rauch und Abgase aus Kohle- und Holzöfen. Da der Ort in einem Kessel liegt, bleibt die Luft stehen. So sorgen Höhe und schlechte Luft doppelt für eine gewisse Kurzatmigkeit.

Nett gemacht ist die sogenannte Altstadt mit Stadtmauer und ein paar Straßen im alten Stil, wo lokale Handwerksprodukte, Felle, lokale Spezereien und Undefinierbares (man muss nicht alles wissen) angeboten werden.

 

Von Maoxian nach Songpan

Übernachtet haben wir nach einem besichtigungsreichen Sonntag in der Gemeinde Fengyi im Kreis Maoxian. Das Erma international Hotel orientiert sich architektonisch am Baustil der Qiang. Allerdings war an der einen oder anderen Stelle des Ensembles nicht ganz klar, ob noch nicht fertig oder schon im Verfall. Die Zimmer waren aber gut, sauber und sehr ruhig.

Maoxian liegt quasi an der Rennstrecke zu einer der beliebtesten Touristenattraktionen in China – jiuzhaigou 九寨沟 – und nun versucht man auch auf den Tourismuszug aufzuspringen. Idee dahinter ist es, den Qiang Einnahmequellen zu erschließen und damit auch den Fortbestand der Kultur der Qiang zu sichern, was schwer genug ist, da die Qiang keine Schrift haben und alles nur mündlich überliefert wurde.

In Fengyi wurde eine Art Freilichtmuseum im Form einer befestigten alten Stadt gebaut, in der die Kultur nachgestellt und dargestellt wird. Bevor wir nach Songpan aufbrachen, haben wir das bunte Treiben aus Kultur, Tourismus und Kommerz besichtigt.

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und ein paar Bilder

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Danach ging es dann stetig bergauf durch zahlreiche Tunnel immer entlang des Min Flusses nach Songpan. Auf der Strecke passierten wir noch einen „unfreiwilligen“ Stausee, der infolge des Erdbebens entstanden ist. Und wenn er schon mal da ist, kann man ihn ja auch touristisch nutzen. Ansonsten ist das Tal mehr als karg und jeder Quadratmeter Ackerland mühsam abgerungen.

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Zu Besuch bei den Qiangs

Inzwischen haben wir schon wieder so viel Neues gesehen, dass ich mit dem Schreiben gar nicht nachkomme. Der letzte Eintrag endet quasi Mittags vor dem neuen Museum in Wenchuan 汶川。Die Region, in der sich 2008 das Erdbeben ereignete, ist gleichermaßen geschichtsträchtig für die chinesische Kultur der Han (also politisch unkorrekt die „echten“ Chinesen) wie für die der Minderheit der Qiang.  Funde beider Kulturen in dieser Region reichen bis in die Shang Dynastie (2000 v.Chr.), wo Geschichte allmählich in Mythen übergeht. Bei dem Erdbeben sind auch wertvolle Kulturgüter verlorengegangen.

Das Volk der Qiang ist eine der ältesten ethnischen Minderheiten des Landes. Tibeter und andere westchinesische Minderheiten sehen in ihnen ihre Vorfahren. Das heute nur noch aus rund 300.000 Menschen bestehende Volk lebt vor allem im Nordwesten der Provinz Sichuan in den Landkreisen Maoxian, Wenchuan, Lixian und Beichuan, die alle von dem Erdbeben schwer getroffen worden.

Unser nächster Stopp führte nach Taoping Qiang, das während der Katastrophe erstaunlicherweise nur wenig Schaden erlitten hatte. Die vor über 1000 Jahren errichteten steinernen Wachtürme hatten nur eine Plattform verloren, auf der fünf weiße Steine nach einem Shibi-Ritual verehrt werden. Alle anderen, erst vor wenigen Jahren als Touristenattraktionen errichteten Türme, sind bei dem Erdbeben eingestürzt. Das Dorf Taoping ist wie ein Labyrinth. Zu jedem der acht Eingänge des Dorfes gibt es 13 Wege. Als das Dorf im Jahr 111 v. Chr. gegründet wurde, wurde dort auch ein unterirdisches Netz an Wasserwegen angelegt, damit jede Familie leicht Zugang zu frischem Wasser hatte. Das man sich in dem Gewirr der Gänge leicht verirren kann, haben wir dann auch festgestellt.

Wir konnten auch das älteste Anwesen einer Familie besichtigen, die schon in der 80. Generation das Haus bewohnt. Ein Familienmitglied führte uns mit großer Begeisterung durch das Gemäuer. Über 10.000 Quadratmeter umfasst das Gewirr von Türmen, Räumen, Gängen, Treppen und Terrassen, die sich über mehrere Ebenen erstrecken, die man über Leitern oder niedrige Gänge erreicht. Genug der Worte, lasst Bilder sprechen. Ach ja, noch als Vorwarnung: eine Einnahmequelle der Familie sind Schweine und zwar in getrockneter Form.

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Zur Quelle des Min Jiang

Am Sonntag, also gestern sind wir um acht Uhr morgens in die Berge gestartet. Ein Buick mit Platz für Mensch und Gepäck und ein ausgesprochen netter junger Fahrer sind die tragenden Säulen (etwas schräge Metapher) unseres Bergabenteuer. Los gefahren sind wir bei neblig-diesigem Wetter, das typisch für Chengdu ist. Unsere Route führte über Wenchuan, dem Epizentrum des Erdbebens von 2008, Taoping einem Dorf der in dieser Region ansässigen Qiang Minderheit nach Maoxian, wo wie übernachteten. Angekündigt war mieses Wetter mit Regen und Kälte, aber kaum waren wir aus dem Becken, in dem Chengdu liegt raus, hatten wir strahlende Sonne und es war warm.

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Wenchuan – ein beeindruckender Wiederaufbau

70.000 Tote und weit über 300.000 Verletzte fordert das Erdbeben von 2008. Verheerend waren dabei auch die vielen Erdrutsche, die den Zugang zu den Bergdörfern unmöglich machten. Auch stürzten an vielem Stellen Erdmassen und Steine in den Minjiang Fluss und verursachten Stauungen, so dass auch noch eine Flutwelle drohte. Der Minfluss ist die wichtigste Wasserversorgung für Chengdu. Vor der Stadt ist er in einem großen Stausee gestaut. Im ganzen Flusstal gibt es immer wieder Staumauern, die nun durch das Erdbeben beschädigt oder zerstört waren. Eine Mammutarbeit die Wasserversorgung wieder sicherzustellen. Noch heute wird im Flussbett gebaut. Auch die Straße wurde wieder hergestellt, bzw. mit zahlreichen Tunneln neu gebaut.

Das Museum in Wenchuan dokumentiert die Schäden und die Anstrengungen des Wiederaufbaus eindrucksvoll und zeigt, wie beim Wiederaufbau die lokale traditionelle Bauweise der Qiang Minderheit berücksichtigt wurde.

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Beim Barte der grünen Ziege – der daoistische Tempel in chengdu

Nach dem Besuch beim Fürsten Wu ging es komfortabel mit dem Bus Nr. 82 in vier Stationen zum Tempel der Grünen Ziege. Der Qingyang Gong von Chengdu (青羊宫)ist eine der größten und berühmtesten daoistischen Tempelanlagen in China. Sie gehört zur daoistischen Quanzhen-Schule, eine synkretistische Richtung des  Daoismus, die Elemente des Konfuzianismus und des Buddhismus aufgenommen hat.

Die Ursprünge des Tempels  reichen bis in die Zeit der Tang-Dynastie (618-960 n.Chr.) zurück, der jetzige Tempel stammt aus der Zeit der Qing-Dynastie (1644-1911. Die wichtigsten Gebäude des Tempels sind die Lingzu-Halle (Lingzu dian 灵祖殿), die Qiankun-Halle (Qiankun dian 乾坤殿), der Bagua-Pavillon (Bagua ting 八卦亭), die Doulao-Halle (Doulao dian 斗姥殿), die Sanqing-Halle (Sanqing dian 三清殿) und die Tangwang-Halle (Tangwang dian 唐王殿).

Wer den Bart der grün-schwarzen Ziege krault, erfährt Glück und Wohlstand…

Wieder in einem schönen Park gelegen bietet die Anlage einen entspannten Besuch mit vielen Einblicken. Fotografieren in den Tempelhallen war nicht erlaubt, aber es gab genug zum Knipsen.