看热闹 – Buntes Treiben im Cuihu Park

Nach 18 Stunden Zugfahrt haben wir nur ein paar Schritte vom Cuihu Park, einem Wasserpark, entfernt Domizil bezogen in einem kleinen Hotel. Nach Pause und heißer Dusche zur Mobilisierung der steifen Gliedmaßen ging es dann in den Park, wo wir uns mitten in einem volksfestähnlichen Treiben wiederfanden. Auf fast jedem Fleck in und um den Park herum wurde getanzt, gehopst, gesungen, musiziert in Tracht oder ohne, traditionell oder modern mit oder ohne Verstärker und die einzige Schallisolierung zwischen den einzelnen Gruppen war der Ring aus Zuschauern, der sich um jede Gruppe bildete. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass dies keineswegs ein einmaliges Ereignis, also eine Art Kulturfest war, sondern, dass jedes Wochenende der Bär im Park steppt…. Und zwischen dem ganzen Spektakel auch ein paar beschaulichere Ecken.

Leider war der Speicher meines Handys voll, deshalb nur ein paar Fotos und Videosequenzen, die die Vielfalt und vor allem den Geräuschpegel der musikalischen Kakophonie nur bedingt wiedergeben. (Um den richtigen Eindruck zu bekommen, am besten beide Videos gleichzeitig ansehen/-hören und noch Radio und Fernseher mitlaufen lassen.)

 

Wie früher – Zugfahrt im Softsleeper

Viel hat sich nicht geändert in den K-Zügen, also den normalen Zügen. Sogar die Plastikblumen auf dem Tischchen gibt es noch. Man reist gemächlich im Softsleeper mit je zwei Betten übereinander. Das Essen ist genauso schlecht wie früher, wird jetzt nur in vorgeformten Plastiktablets und nicht auf Porzellan ausgeliefert. Dafür sind Toiletten und Waschraum sauberer.
Nichtsdestotrotz bin ich froh, wenn wir nach 18 Stunden gleich ankommen.

Unverhofft im Friedensdorf

Von Jiuzhaigou aus wählten wir für die Rückreise die Ost-Route, um einen Stopp in Jiangyou einzulegen, der Heimatstadt des Tangdichters Li Taibo. Die Ost-Route ist deutlich weniger befahren und landschaftlich wunderschön. Zunächst ging es kräftig bergauf auf einen Pass. Die Straße in gutem Zustand nur ab und an ein bisschen Steinschlaggeröll. Die Passhöhe war zugleich die Grenze zwischen dem autonom regierten Bezirk Aba und dem Bezirk Minxian, ein Bezirk mit offensichtlich klammer Kasse, denn die Straße wurde deutlich schlechter. Von Schlagloch zu Schlagloch schraubten wir uns den Pass wieder nach unten und fuhrhüpften dann in einem wunderschönes Tal einen Fluss entlang, der auch wieder Min hieß, aber anders geschrieben wird als der erste Min ist und auch noch ein paar mal seinen Namen wechselt.

Mittags aber war dann plötzlich Schluss… Mitten in einem kleinen Dörfchen, war ein provisorischer geschlossener Schlagbaum, bewacht von 2-3 Polizisten und eine große Tafel informierte darüber, dass man zur wissenschaftlichen Erkenntnis gekommen sei, dass die Straße renovierungsbedürftig sei und man dies nun, gestützt auf das Gesetz xyz der nationalen Straßenbauverordung (oder so ähnlich) nun auch umsetzte. Durchfahrt der Baustelle in unsere Richtung jeweils morgens und abends für zwei Stunden. Also genau genommen um 17.00h … das bedeutete fünf Stunden warten.

Wir gingen erstmal unter aufmerksamer Beteiligung des halben Dorfes ins örtliche Restaurant was essen – leckere unverfälschte Landküche, speziell für uns gekocht – machten anschließend einen Spaziergang in ein blühendes Seitental hinein und waren schon fast EhrenbügerInnen von Hepingcun, als es um 17.00h pünktlich weiterging. In Kolonne und Staubwolke rumpelten wir durch die kilometerlange Baustelle, bis es plötzlich wieder nicht mehr weiterging. Ein Erdrutsch hatte die Straße verschüttet und über zwei Stunden war schweres Gerät zugange, wieder eine Durchfahrt zu schaffen. Als es dann endlich weiterging und wir durch Matsch, Geröll und Steine durch waren, hatte keiner von uns den Nerv gehabt die Durchfahrt fotographisch festzuhalten. Wir litten alle mit unserem Fahrer, der den Wagen höchst konzentriert und umsichtig durch das Schlamassel manövrierte.

Letztendlich waren wir dann um 22.00h in Jiangyou im Hotel. Statt der geplanten fünf Stunden hatten wir dreizehn Stunden für die Strecke gebraucht.

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Die Route

Knapp sechs Wochen haben wir uns für die erste große Chinareise nach fast 20 Jahren Zeit genommen. Die Route führt uns an bekannte Orte und zu alten Freunden und zu unentdeckten neuen Orten. Hier ein Überblick der Stationen:

1. Station: Tianjin 天津

Los ging es am 27.03.2016 in Frankfurt und am 28.03.2016 landeten wir morgens 6:15h in Beijing, wo uns unsere Tianjiner Freunde schon erwarteten. Erste Station war dann Tianjin 天津,  wo ich vier Jahre an der Fremdsprachenhochschule 天津外国语大学 unterrichtet habe. Im Vordergrund stand das Wiedersehen mit Freunden und KollegInnen und die Wiederentdeckung der Stadt.

2. Station: Beijing: 北京

In Beijing stieß Annette zu uns, um die nächsten drei Wochen mit uns durchs Land zu touren. Für sie war es die erste Begegnung mit China. Für uns die Gelegenheit den einen oder anderen „Touripunkt abzuarbeiten“, den man als Resident meist hintanstellt oder auch gerne wieder sieht. So standen u.a. Houhai See, Konfuziustempel, Lamatempel, verbotene Stadt, Himmelstempel, große Mauer und ordentlich Fußmärsche durch die verbliebenen Hutongs (Gassen) auf dem Programm.

3. Station: Sichuan 四川

Sichuan ist auch für Joachim und mich völliges Neuland. Warum auch immer, wir haben es in etlichen Jahren China nie dorthin geschafft, obwohl es eine der interessantesten und vielfältigsten Provinzen ist, kulturell, landschaftlich und kulinarisch. Wir starten in Chengdu und begebenen uns dann verstärkt durch Elke, eine weitere Freundin auf Chinareise auf eine 10tägige Rundreise durch Westsichuan. Hier leben verschiedene Minderheiten wie die Qiang, Tibeter und zahlreiche Muslims in autonom regierten Bezirken. Die Reise führt durch das Erdbebengebiet von 2008 nach Wenchuan 汶川,in das Qiangdorf Taoping 桃坪, nach Maoxian 茂县. Von dort geht es in die Höhe nach Songpan 松潘. Es folgen drei sehenswerte Nationalparks mit Höhen bis zu 3.500 Meter: Munigou ein Tagesausflug vom Songpan aus ist der kleinste, Huanglong, ein Tagesausflug auf dem Weg nach Jiuzhaigou, ist der höchst gelegene und Jiuzhaigou, wo wir zwei volle Tage verbringen, der größte und vielleicht spektakulärste, zumindest der beliebteste und auf der Liste des innerchinesischen Tourismus ganz oben. Für die Reise habe ich Auto mit Fahrer organisiert und das war gut so, denn so konnten wir ganz in unserem Rhythmus reisen.

4. Station Yunnan 云南

Für die letzte Etappe sind wir wieder zu zweit und werden unseren Silberhochzeitstag in Jianshui feiern. Für Joachim ist Yunnan Neuland für mich im wahrsten Sinne alt-bekannt. 1986 gab es von der Fudan University für die  ausländischen StudentInnen einen Ausflug über chinesisch Neujahr nach Kunming und Xishuangbanna. Ich schätze mal, es hat sich seitdem doch einiges verändert. Zunächst geht es mit dem Zug nach Kunming. Von dort nach Jianshui und Umgebung. Den ersten Mai verbringen wir dann in den Reisterrassen von Yuanyang. Dann noch ein paar Tage Kunming, bevor es am 5. Mai zurück nach Deutschland geht.

Gelber Drache ganz in Weiß

Am Mittwoch, den 13. April sind wir von Songpan in Richtung Jiuzhaigou 九寨沟 aufgebrochen. Tagsüber stand noch eine Wanderung in Huanglong 黄龙 auf dem Programm. Dazu ging es erstmal kräftig bergauf auf über 4000 Meter. Auf der Passhöhe war dann Fototermin und wir posierten vor Schneemännern, ohne zu ahnen, dass wir ein paar Stunden später selbst zu Schneemännern würden.

Der 1992 von der UNESCO zum „Erbe der Menschheit“ ernannte Huanglong Nationalpark ist in einem 3,5 km langen Gebirgstal auf etwa 3100 bis 3500 Metern gelegen und besteht aus zahlreichen Kalksinterterrassen. Das Wasser, das sich zielstrebig seinen Weg ins Tal bahnt, hat im Laufe der Zeit eine Landschaft mit zahlreichen Sinterbecken geschaffen, in den das Wasser weiß, blau oder türkisgrün schillert – oder besser schillern soll. Denn wir fanden statt fröhlich fließender, blau schillernder Wasser eine winterliche Landschaft vor, in der das weiß dominierte. Doch auch das war sehr reizvoll.

Beim Abstieg gab es dann noch ordentlich Schnee von oben und es wurde ein bisschen ungemütlich. Nach rund fünf Stunden waren wir dann wieder am Auto. Um nach Jiuzhaigou zu kommen, mussten wir noch einmal über den 4000m Pass, jetzt bei Schneetreiben. Aber unser Fahrer hat auch das gemeistert.

Danach ging es dann bergab und aus dem Schnee wurde Regen und dann hörte auch der auf. Auf dem Weg passierten wir noch einen Lamatempel und die Quelle des Minjiang Flusses, der uns die ganze Zeit begleitet hat. Gegen 20.00h in Jiuzhaigou gelang es uns dann noch mit Hilfe unseres Fahrers die ursprünglich gebuchte Unterkunft gegen eine mit Heizung und ordentlichem Bad einzutauschen. Dann Abendessen und ins Bett fallen….

Die Anfahrt über den Pass

Huanglong – die Terrassenwelt

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Und der Abstieg bei Schneetreiben

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Munigou – unsere erste Höhenwanderung

Am Dienstag geht es von Songpan aus zu unserer ersten Höhenwanderung in das Muni  Tal, etwa 20km von Songpan entfernt und über 3000m hoch gelegen. Eine schöne Wanderung mit Wasserfällen und Sinterterassen, allerdings im April teils noch ohne Wasser. Leider ist ein Teil des Parks mit den bunten Seen bei unserem Besuch nicht zugänglich. Man wandert auf Holzwegen/-Stegen und Treppen auf und ab – Training für Knie und Waden und der erste Höhentest. Laufen und Gleichzeitig reden wird ab 3000m schwierig… (Man kann ja auch mal den Mund halten) und das Gehtempo reduziert sich von ganz alleine.

Am Fuße des Parks besuchen wir dann noch ein tibetisches Kloster – Tara Monastery – über das sich leider keine Informationen finden lassen. Wir konnten auch durch die Haupthalle einen Rundgang machen während die Mönche beteten.  (Davon gibt’s natürlich keine Fotos). Für ein weiterhin gutes Gelingen der Reise haben wir dann fleißig die vielen Gebetsmühlen gedreht.

Die Wanderung in Munigou

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Das Tara Kloster

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Songpan – klare Bergluft Pustekuchen

Montag Nachmittag erreichen wir dann Songpan, wo wir uns bei Emma, einer klassischen Backpacker Unterkunft einquartieren. Unterkunft und  ein dazgehöriges Café werden von einer überaus umtriebigen und geschäftstüchtigen Einheimischen und ihren zahlreichen Verwandten geführt und Emma gibt den Ton an. Da Sie Englisch sprechen ein Magnet für ausländische Touristen und eine Goldgrube für Emma und ihren Clan.

Songpan ist ein Kreis und eine Kreisstadt zugleich. Auf 2700m Höhe hatten wir uns in dem kleinen Städtchen klare Bergluft erwartet. Doch damit war nix. Die einzige Verbindungsstraße nach Norden führt durch die Stadt und es wälzt sich ein Strom von Lastwagen, Autos und sonstigen Gefährten durch die Stadt. Dazu kommt Baustaub aus reger Bauaktivität und Rauch und Abgase aus Kohle- und Holzöfen. Da der Ort in einem Kessel liegt, bleibt die Luft stehen. So sorgen Höhe und schlechte Luft doppelt für eine gewisse Kurzatmigkeit.

Nett gemacht ist die sogenannte Altstadt mit Stadtmauer und ein paar Straßen im alten Stil, wo lokale Handwerksprodukte, Felle, lokale Spezereien und Undefinierbares (man muss nicht alles wissen) angeboten werden.

 

Von Maoxian nach Songpan

Übernachtet haben wir nach einem besichtigungsreichen Sonntag in der Gemeinde Fengyi im Kreis Maoxian. Das Erma international Hotel orientiert sich architektonisch am Baustil der Qiang. Allerdings war an der einen oder anderen Stelle des Ensembles nicht ganz klar, ob noch nicht fertig oder schon im Verfall. Die Zimmer waren aber gut, sauber und sehr ruhig.

Maoxian liegt quasi an der Rennstrecke zu einer der beliebtesten Touristenattraktionen in China – jiuzhaigou 九寨沟 – und nun versucht man auch auf den Tourismuszug aufzuspringen. Idee dahinter ist es, den Qiang Einnahmequellen zu erschließen und damit auch den Fortbestand der Kultur der Qiang zu sichern, was schwer genug ist, da die Qiang keine Schrift haben und alles nur mündlich überliefert wurde.

In Fengyi wurde eine Art Freilichtmuseum im Form einer befestigten alten Stadt gebaut, in der die Kultur nachgestellt und dargestellt wird. Bevor wir nach Songpan aufbrachen, haben wir das bunte Treiben aus Kultur, Tourismus und Kommerz besichtigt.

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und ein paar Bilder

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Danach ging es dann stetig bergauf durch zahlreiche Tunnel immer entlang des Min Flusses nach Songpan. Auf der Strecke passierten wir noch einen „unfreiwilligen“ Stausee, der infolge des Erdbebens entstanden ist. Und wenn er schon mal da ist, kann man ihn ja auch touristisch nutzen. Ansonsten ist das Tal mehr als karg und jeder Quadratmeter Ackerland mühsam abgerungen.

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