Kurz bevor wir Jianshui erreichen, weitet sich die Landschaft zu einer Ebene, gepflastert mit Folientunneln. Kurz nach 13:00h dann Ankunft in Jianshui, ein blitzblanker Bahnsteig aus weißem Stein, ein Häuschen – eine Miniatur eines Bahnhofs, mehr eine ländliche S-Bahnstation…… und keine Stadt, kein Dorf, nur plattes Land. Kaum sind wir durch den Ausgang, schon stürzen sich freudig alle Taxifahrer und Lockvögel auf uns, die schon auf dem staubigen Platz vor dem Bahnhöfchen mit Autos und anderen Gefährten bereitstehen. Ich erspähe einen Bus, der zur Altstadt fährt, in den wir entschlossen einsteigen. Wir wissen zwar nicht genau, wo wir raus müssen, aber sobald wir alte Gemäuer erblicken, steigen wir – so der Plan – aus. Die Orientierung erfolgt dann – dank unseres treuen Mupsis, ein mobiler Hotspot – per Apple Maps.
Als wir dann nach rund 10km Fährt an einem Kreisel mit deutlich erkennbaren altbaulichen Merkmalen aussteigen, bekommen allerdings wir erstmal einen Schreck: eine riesige Baustelle hinter einem Bauzaun, ganze Viertel weg…. Kommen wir zu spät???? Ist Jianshui dem Bauboom zum Opfer gefallen?? Nicht ganz. Wir navigieren uns in Richtung unseres Hotels durch eine Straßenallee gesäumt mit alten und alt gemachten Häusern. Unten Läden, die ihre Waren mit viel Krach (Musik + Ausrufer + automatische Ansagen in Endlosschleife) feilbieten, darüber schöne Holzelelemente und Dachkonstruktionen. Unser Hotel finden wir dann in einer Seitenstraße, deutlich ruhiger, um einen schönen Hof herum gebaut. Netter Empfang, sauberes Zimmer.
Nach kurzer Pause geht es dann erstmal in das Anwesen der Familie Zhu gleich neben an und eine der Hauptattraktionen. Ein Teil ist Hotel und nicht zugänglich, aber Rest ist beeindruckend genug. Familie Zhu hatte über Generationen hinweg offensichtlich ein gutes Näschen fürs Geschäft und auch politisches Geschick, immer auf der richtigen Seite zu stehen. Auf 20.000 qm gibt es 42 Höfe mit 212 Räumen. Die wurden in den letzten Jahren renoviert. Ein Wermutstropfen gibt es dann doch. Ich war gespannt auf den großen Garten, der den Garten aus dem Roman „der Traum der roten Kammer 红楼梦“ abbilden soll. Aber es gab nur einen Bauzaun. Der Garten wird renoviert. Das heißt er ist abgerissen und wird neu gebaut, wie die Bilder auf dem Bauzaun verkünden. Ein Blick hinter den Zaun zeigt noch ein paar Reste der Gartenanlage.
Nach dem Besuch bei den Zhus geht’s zum Konfuziustempel. Die klassische chinesische Architektur legt großen Wert auf Symmetrie. Der Konfuzius-Tempel in Jianshui, der vor 726 Jahren errichtet wurde, spiegelt dies gut wider. Trotz ihres hohen Alters ist diese Tempelanlage in einem erstaunlich guten Zustand. Mit seinen zahlreichen Nebengebäuden ist die Anlage von der Anordnung her dem Konfuziustempel in Qufu, der Heimatstadt Konfuzius nachempfunden.
Der Komplex ist in einen malerischen Park eingebettet, von Kiefer- und Bambushainen umsäumt mit einem großen vorgelagerten Lotusteich. Und das schöne ist, wir haben die Anlage fast für uns alleine und genießen die Ruhe.
und jetzt lasst Bilder sprechen. 百闻不如一见
Das Anwesen der Familie Zhu in Bildern
Der Konfuziustempel in Bildern