Heute steht Tuanshan 团山 – Rundbergdorf – auf dem Programm, das rund 20km vom Jianshui entfernt liegt. Das gesamte Dorf, dessen bauten bis in die Mingzeit zurückreichen (13./14.Jhd.) steht unter Denkmalschutz, also sehr vielversprechend.
Gekommen war ich auf die Region um Jianshui durch den Blog Travel Cathay, der viel über alte Dörfer in Yunnan schreibt. Hier der Link zu seinem Bericht über Tuanshan, dann kann ich mir den historischen Exkurs sparen. Travel Cathay Tuanshan
Spannend an der Geschichte finde ich, dass eine Han-chinesische Familie, die sich dieses ursprünglich nur von der Volksgruppe der Yi bewohnte Dorf als Sitz auserkoren hat und mit wirtschaftlichem und politischem Geschick ausgestattet über die Jahrhunderte das Gesicht des Dorfes prägt.
Zum Dorf fahren wir mit einem Taxi, das uns das Hotel für diese Tour organisiert. Der Fahrer erweist sich als bewanderter „Guide“, der gerne und gut über die Gegend zu erzählen weiß (chinesisch vorausgesetzt) und uns auch noch zu einigen anderen interessanten Brücken aus der Qingzeit sowie einem alten Bahnhof von 1936, den noch die Franzosen gebaut haben, kutschiert.
Da wir recht früh da sind teilen wir uns das Dorf erstmal nur mit den Einheimischen. Wir spazieren durch die Gassen, vor einigen Gebäuden sind Erklärungen in Chinesisch und Englisch angebracht. In einige Höfe treten wir ein, wobei wir uns nicht immer sicher sind, ob wir gerade bei jemandem quasi im Wohnzimmer stehen oder noch auf der Besichtigungsroute sind. Der Übergang von privat zu öffentlich ist fließend. Hie und da wird von den Einheimischen einfaches Kunsthandwerk angeboten, aber das touristische Shoppingangebot hält sich erfreulich in Grenzen.
Die einfachen Häuser haben meist nur ein oder zwei Höfe, auf drei Seiten sind Wohnräume und auf der vierten ein Wasserspeicher. Der Renovierungszustand ist unterschiedlich. Aber man erkennt, dass hier nach der Maxime „Altes erhalten und wo möglich wiederverwenden“ gehandelt wird. Auf einigen Bildern kann man das gut erkennen. Einige der Lehmhäuser sind allerdings nicht mehr zu retten. Die Anwesen der Familie Zhang sind überwiegend aus massivem Stein errichtet mit Oberbauten und Dachkonstruktionen aus Holz. Sie sind auch deutlich größer mit etlichen Höfen mehr, wenngleich nicht so riesig wie das Anwesen der Zhus in Jianshui.
Ein besonderes Highlight für mich ist der kleine buddhistische Tempel mit bäuerlichen Skulpturen und Resten revolutionärer Wandgemälde gleich neben Buddha. Auch dieser Tempel ist liebevoll restauriert. Maobilder und Maosprüche begegnen uns noch mehrfach in den Höfen.
Kurz ein Dorf mit vielen Einblicken, interessanten Details, in dem man viel Zeit verbringen kann und das gerne…
Zum krönenden Abschluss futtern wir dann noch an einen kleinen Stand gegrillten Dofu, eine regionale Spezialität, Kartoffeln, und eine schwer zu bändigende Art Götterspeise aus Papaya. Zusammen mit drei Studentinnen und unserem Fahrer sitzen wir auf seeeehr niedrigen Hockern um einen Tisch mit einem primitiven Grill herum, auf dem die Grillmeisterin den Dofu und die Kartoffeln röstet. Man pickt sich die Stücke wie man will vom Grill und für jedes Stück legt die Grillmeisterin ein Maiskorn auf einen Haufen. Am Ende werden die Körner gezählt und abgerechnet. Wir zahlen 10 RMB, umgerechnet 1,40€ für das Vergnügen.